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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
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10. Die Mittelmeerländer.
127
(Nordwestecke Spaniens), Vigo (nördlich von der portugiesischen
Grenze) und Coruna aus vermag es die Handelsschiffe eines
Gegners abzufangen, die den Mittelmeerweg benutzen oder um Afrika
fahren wollen; z. B. die unfern.
Der Seeverkehr in den westfranzösifchen Ääfen ist von hier aus
zu beunruhigen und teilweife zu unterbinden; die Vereinigten Staaten
von Nordamerika können von da aus angegriffen werden, fodaß sie
ihre Flotte teilen müssen.
Das alles sind Vorteile Englands für den Kriegsfall. Doch es
bleibt nicht dabei. Daß Spanien in englischem Fahrwasser segelt, hat
naturgemäß auch mit dazu beitragen können, die spanische Volks-
Wirtschaft noch mehr von England abhängig zu machen, als
es ohnehin infolge der uns schon bekannten Vorteile Englands der
Fall sein muß.
England steht im Handelsverkehr mit Spanien weitaus an
erster Stelle. Und doch gehört unser Vaterland zu den besten Ab-
nehmern von spanischen Waren.
Es sind vor allem Spaniens Erzlager, die unserer
Industrie dienstbar gemacht worden sind.
Die Ränder der spanischen Hochebene, die über die Äälfte der
ganzen Halbinsel einnimmt (es sind im wesentlichen die Landschaften
Alt- und Neukastilien, die durch das Kastilische Scheide-
gebirge voneinander getrennt sind, dann auch Leon, Aragon,
Estremadura), fallen schroff und steil zu den Randlandschaften ab,
erscheinen oft wie mit dem Rasiermesser abgeschnitten. (Randland-
schasten: Katalonien, Valencia, Murcia, Andalusien,
Galizien, Asturien, Baskenland.) Von diesen tiesliegenden
Randgebieten aus ist dem Bergbau das Eindringen in die Schatz-
kammern des Bodens sehr erleichtert. Am Steilabfall der Sierra
Morena liegen z. B. die ausgedehnten reichen Kupferlager von
Rio Tinto, deren Erträge von Äuelva aus in die Welt gehen.
Das ganze Andalufifche Scheidegebirge ist ebenfalls sehr
erzreich. Die Eisenlager finden sich im Baskenlande -und in
Katalonien. Äauptort Bilbao.
Da aber die spanische Kohle weitab von den Erzlagern ge-
Wonnen wird, und da es der spanischen Wirtschaft an den nötigen
Kapitalien fehlt, vermochten die Erzfchätze keine eigene Industrie im
Lande zu erzeugen; sie werden an England und Deutschland weiter-
gegeben.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Äuelva
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Afrika Nordamerika Englands Spanien England England Spanien Spaniens Aragon Katalonien Valencia Murcia Andalusien Galizien Asturien Baskenland Baskenlande Katalonien Bilbao England Deutschland
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Inhalt: Zeit: Geographie
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132
Ii. Europa.
Die Appenninen-Kalöinsel.
Italien.
Italien steht wie Österreich-Ungarn im Bunde mit
unserm Vaterlande. Daß Österreich dieses Bündnis einging, ist
begreiflich: es ist unser Nachbar, hat eine sehr starke deutsche Be-
völkerung, war bis zum Jahre 1866 Mitglied des Deutschen Bundes.
Was aber mag Italien, das doch die Seimat einer
ganz anderen Rasse ist, bewogen haben, dem Dreibund
b eizutreten?
Getäuschte Hoffnungen haben Italien an Deutsch-
lands Seite getrieben.
Als dem jungen Königreiche in den 80 er Iahren des letzten
Jahrhunderts Tunis in Nordafrika entging, weil dieses von den
Franzosen besetzt wurde, da sührte der Groll darüber Italien dem
Bunde der beiden deutschen Staaten in Mitteleuropa in die Arme.
Der deutsche Handel mit Italien hat dieses Bündnis
nicht zu beklagen gehabt. Während infolge der Verstimmung
zwischen Frankreich und Italien der italienische Handel über die fran-
zösische Grenze stark zurückging, steigerte sich der Warenaustausch zwischen
Deutschland und Italien ganz bedeutend. Zunächst hatte Italien den
Vorteil davon, denn es fand einen guten Abnehmer; besonders an
der deutschen Seidenindustrie. Sie braucht ja in starken Mengen die
Äauptausfuhrware des italienischen Bodens: Rohseide.
Italien ist das Musterland der Baumzucht; es leistet Großartiges
in der Anlage und Pflege des Maulbeerbaumes. Das milde südliche
Klima, in dem das Mittelmeer wie eine Warmwasserheizung wirken
kann, da vier Fünftel aller Landfläche weniger als 100 km von der
Küste entfernt sind, begünstigt Wachstum und Entfaltung dieser Bäume.
Selbst weit vom Meere abliegende Teile wie die Potief-
ebene sind weit entfernt von der Einförmigkeit unserer Ebenen.
Anabsehbar dehnen sich hier die Flächen, die mit Maulbeerbäumen
bestanden sind.
Für nahezu eine halbe Milliarde Mark Rohseide führt Italien
alljährlich aus, und unser Vaterland, das 1907 für rund 200 Mil-
lionen kaufen mußte, nahm davon für 115 Millionen Mark auf.
Stark ist auch unser Bezug von Südfrüchten aller Art aus
Italien. Ligurien, die Küste von Apulien, die ganze Nord-
oste der Insel Sizilien, sowie die Landschaften am Gardasee
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Italien Italien Tunis Nordafrika Italien Mitteleuropa Italien Frankreich Italien Deutschland Italien Italien Italien Italien Italien Ligurien Apulien Sizilien
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10. Die Mittelmeerländer.
137
stellungskosten der Waren keine Aufwendung für die Arbeiterver-
sicherung. Ferner ist Italien schon durch seine Lage für den Kandel
mit den Ländern des östlichen Mittelmeeres und des Schwarzen
Meeres bestimmt. Die kurze Entfernung vom Kanal von Suez
verschafft ihm auch Vorteile sür den Handel nach dem Roten Meer
und nach Indien.
So bestehen also recht rege Wechselbeziehungen
zwischen dem Deutschen Reich und Italien, in denen erfreu-
licher Weise unsere Ausfuhr die wichtigste Rolle spielt, und wenn
auch die Bevorzugung unserer Waren zunächst den Schluß zuläßt,
daß unsere Industrie sich vervollkommnet habe, so ist doch andrerseits
nicht abzuleugnen, daß der merklich erhöhte Äandelsum-
sah dem deutsch -italienischen Bündnis zugeschrieben
werden muß.
Vielleicht ist als eine weitere Folge des Bündnisses die früher
sehr starke, nun etwas nachlassende
Italienische Auswanderung anzusehen, die auch wir verspüren.
Dieser italienischen Auswanderung müssen wir Beachtung schenken,
aus mehreren Gründen. Italien übergießt wie wir die Welt mit
einem Strome seiner Kinder. Ähnliche Vorteile, wie sie unserem
Äandel das Deutschtum im Auslande zubringt, müssen demnach auch
dem italienischen Sandel erwachsen. (Vergl. S. 42.) Wo aber in
der Welt deutsche und italienische Auswanderer zusammentreffen, da
müssen die beiden verbündeten Staaten in Streit um den Vorrang
geraten.
Warum muß nun auch Italien seine Kinder ziehen lassen?
Einen Grund für die Auswanderung der Italiener
kennen wir bereits: Er liegt in der Armut des italienischen
Bodens an Kohle und Eisen. Der andere ist in der unge-
nügenden italienischen Landwirtschaft zu suchen.
Zwei Drittel von Italien entfallen auf Alpen und Ap penn in;
so bleibt nur Raum für fchmale Tieflandstreifen am Arno, am
Tiber, in der Nähe von Neapel. Das einzige ausgedehntere,
allerdings auch außerordentlich reichtragende Ackerland ist die flußreiche,
dazu noch künstlich berieselte Potiesebene.
Das kleine Drittel Tiefland kann unmöglich genug Brotgetreide
für den italienischen Bedarf liefern, und die Art der Feldbebauung
ist durchaus nicht dazu angetan, diesem Mangel abzuhelfen. Der
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Inhalt: Zeit: Geographie
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10. Die Mittelmeerländer.
129
landschaften, besonders in dem im Schutze der Gebirge und unter
dem mildernden Einfluß des Meeres liegenden Andalusien, dessen
natürliche Fruchtbarkeit noch durch weitgehende künstliche Berieselung
erhöht wird. (Weinorte: Malaga und Ieres de la Frontera.)
Viel entgegenkommender könnten wir uns einer dritten spanischen
Ausfuhrware gegenüber verhalten, weil uns dabei keine Sorge um
die eigene Volkswirtschaft binden würde. Das sind die spanischen
Südfrüchte. Sie kommen vorzugsweise aus den Randlandschaften,
die wir oben schon kennen lernten. Welche Mengen von Früchten
muß ein Iahreseinfuhr an spanischen Apfelsinen im Werte von
12,6 Millionen Mark ausmachen! (1908.)
Von allen übrigen Waren Spaniens sei die Rinde der Kork-
eiche noch genannt.
An der Einfuhr nach Spanien können wir in drei wich-
tigen Waren nicht beteiligt sein. Das sind Baumwolle, Kohlen und
Äolz. Die Gründe sind bekannt. (Zur Kohleneinfuhr vergl. Italien
S. 134). Erst bei den anderen wichtigen Einfuhrwaren, Chemikalien,
Maschinen und Eisenwaren tritt die deutsche Industrie mit ihren
guten Erzeugnissen hervor.
Die Baumwolle geht in der Hauptsache nach Barcelona,
der wichtigsten spanischen Industriestadt, und der Äolzeinfuhr bedarf
Spanien infolge der sinnlosen Waldwirtschaft.
Überschauen wir nun unser Äandelsverhältnis zu Spanien, so
ergeben sich ganz interessante Feststellungen.
Am den spanischen Sandel streiten sich besonders England, Deutsch-
land und Frankreich. Dieser Wettbewerb zeigt alle Vorzüge und
Schattenseiten der drei beteiligten Länder im hellsten Lichte. Einst
lag der Löwenanteil des spanischen Handels in französischen Äänden.
Seit einigen Iahren wurde Frankreich verdrängt durch England.
Ihm kamen neben seinen sonstigen Vorteilen seine alten Handels-
verbindungen mit den Mittelmeerländern zugute, die es nur auszu-
dehnen brauchte.
Auch Frankreich besitzt durch seine Nachbarschaft zu Spanien
bessere Vorbedingungen für einen lebhaften Handelsverkehr als wir,
vor allem mit Barcelona.
And doch erkennt man bereits, daß Frankreich im Begriffe steht,
auch die zweite Stelle im spanischen Äandel zu verlieren und zwar
an Deutschland. Besonders in der Maschinenausfuhr wird Frankreich
neuerdings überflügelt. Deutsche Ingenieure und Arbeiter, die sehr
Hauptmann, Nationale Erdkunde, 9
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Extrahierte Ortsnamen: Andalusien Malaga Spaniens Spanien Italien Barcelona Spanien Spanien England Frankreich Frankreich England Frankreich Spanien Barcelona Frankreich Deutschland Frankreich
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136
Ii. Europa.
Eisenbahnen angelegt. Es hat den deutschen Warenabsatz gefördert.
Die deutsche Schiffahrt ist nicht zurückgeblieben. Die Verbindung der
italienischen Häfen Genua, Neapel, Messina, Palermo,
Venedig mit den Nachbarländern wird zum Teil durch Schiffe der
Mamburg - Amerika - Linie hergestellt. Weiter unterhält dieselbe Linie
einen direkten Dampserverkehr zwischen Genua und dem Persischen
Golf. (Vergl. S. 124.) Alle diese Umstände haben dazu beigetragen,
im Äafen von Genua den deutschen Einfluß mächtig zu
machen.
Seit langem besteht ein Kampf zwischen Genua und Marseille
um die Vorherrschaft im Verkehr des Mittelmeers. Gotthard- und
Simplonbahn führen Genua die Warenausfuhr des außerordentlich
gewerbfleißigen Oberelsaß zu und helfen das Übergewicht Genuas
entscheiden. Namentlich aber ist Genua der Äafen geworden, von
dem aus die Reisenden aus Mittel- und Westeuropa ihre Reisen
nach dem Orient und nach Amerika antreten. Auch diesen Sieg
im Kampfe mit Marseille hat die deutsche Schisfahrt
mit entscheiden helfen.
Noch größer möchte übrigens der mit lebhafter Einbildungskraft
begabte Italiener die Überlegenheit Genuas gestalten durch den Bau
eines Kanals von Genua nach dem Bodensee. Doch das ist vorder-
hand nur ein schöner Traum.
Denn schon ist der Verkehr in einer Weise entwickelt worden,
daß heute auch Genuas Stellung bereits bedroht ist. In
letzter Zeit wurde die große österreichische Alpenbahn über die Tauern
und Karawanken fertig. (Vergl. S. 97). Sie verschafft uns eine
bequeme Verbindung mit dem österreichischen Äafen Trieft, der
dem Orient noch näher liegt als Genua. Dadurch wird es leicht
möglich, den Verkehr zugunsten des uns eng und treu verbündeten
österreichischen Nachbarn abzulenken. Llnd hinter Trieft tauchen als
neue Mitbewerber um den Verkehr Brindisi, Saloniki und
Piräus-Athen auf.
Italienische Ääfen verdanken alfo einen Teil ihrer
Bedeutung unserm Sandel.
Doch es gibt außer einem deutsch-italienischen Güteraustausch
auch einen deutsch-italienischen Wettbewerb. Besonders der
Orienthandel hat mit dem italienischen Wettbewerb zu rechnen und
empfindet ihn sehr schwer. Einmal verfügt Italien über billigere,
weil bedürfnislosere Arbeitskräfte. Dann kommt dort zu den Äer-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Genua Neapel Messina Palermo Venedig Mamburg Amerika Genua Genua Genua Marseille Genua Genuas Mittel- Westeuropa Amerika Marseille Genuas Genua Genua Brindisi Saloniki Italien
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138
Ii. Europa.
größte Teil der Bauerngüter liegt in den Händen weniger Reichen,
die ihre Äcker entweder schlecht bestellen oder sie zur Ausnützung als
Schafweiden verpachten. Die Folge davon ist, daß weite, anbaufähige
Strecken, wie beispielsweise die Romagna, sür die Volksernährung
gar nicht ausgenützt werden.
Der Mangel an Ackerboden und die eben erwähnte Pacht-
Wirtschaft treiben auch alljährlich hunderttausende von Italienern
ins Ausland. Was sie verdienen, bringen sie ihrer Heimat wieder
zu. Man darf kühn behaupten, ohne die italienische Aus-
wanderung müßte Italien unrettbar ans Ausland ver-
schulden.
Das ist nun in erster Linie italienische Angelegenheit. In
gewissem Sinne geht sie aber auch uns an. Sie lehrt uns zunächst,
wie der Einfuhrüberschuß in fremden Ländern gedeckt wird.
Für rund eine halbe Milliarde Mark führt Italien mehr an
Waren ein, als es ausführt, und da es nicht wie wir diesen Ein-
fuhrüberschuß mit den Zinsen des im Auslande angelegten Kapitals
oder mit den Gewinnen seiner Schiffahrtsgesellschaften decken kann,
so müssen die der Heimat zugesandten Ersparnisse seiner ausgewanderten
Arbeiter mit herangezogen werden. Es geht tatsächlich ein starker
Goldstrom aus fremden Ländern durch diese Auswanderer nach Italien.
Den zweiten Posten, durch den Italien seinen Einfuhrüberschuß
zu bezahlen vermag, bilden seine Einnahmen aus der Fremdenindustrie.
Wie nach der Schweiz wandern alljährlich hunderttausende nach
Italien, angelockt durch die Naturschönheiten (Gardasee, Comer-
see, Lago Maggiore, Neapel, Insel Capri u. a.) oder durch
die Kunstschätze (Rom, Florenz, Mailand) oder durch die
geschichtlichen Denkmäler (Rom, Neapel, Venedig, Pisa,
Genua u. a.). An 240 Millionen Mark bringt alljährlich der
Fremdenstrom nach Italien. Einen ganz bedeutenden Bruch-
teil der Reisenden stellt das Deutsche Reich, so daß jüngst
deutschfeindliche Blätter in Italien sogar von einer Überflutung
des Nordens, der Ufer des Gardasees, durch die Deutschen,
von einer „deutschen Gefahr" zu fabeln wußten. Die Italiener
wurden aber sehr rasch wieder deutschfreundlich, als der deutsche
Zustrom zu stocken und damit deutsches Geld auszubleiben
anfing, das man ebenso nötig hat, als man froh sein
muß, daß die italienischen Arbeiter im gewerbsleißigen
Deutschland so lohnenden Verdienst finden.
Für uns selbst ist die Beschäftigung italienischer
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Extrahierte Personennamen: Romagna
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Italien Italien Italien Italien Neapel Capri Rom Florenz Mailand Rom Neapel Venedig Genua Italien Deutsche_Reich Italien Deutschland
93
2. An Venedig.
i.
1. Mein Auge ließ das hohe Meer zurücke,
Als aus der Flut Palladios Tempel stiegen,
An deren Staffeln sich die Wellen schmiegen,
Die uns getragen ohne Falsch und Tücke.
2. Wir landen an, wir danken es dem Glücke,
Und die Lagune scheint zurückzufliegen.
Der Dogen alte Säulengänge liegen
Vor uns gigantisch mit der Seufzerbrücke.
3. Venedigs Löwen, sonst Venedigs Wonne,
Mit ehrnen Flügeln sehen wir ihn ragen
Auf seiner kolossalischen Kolonne.
4. Ich steig ans Land, nicht ohne Furcht und Zagen,
Da glänzt der Markusplatz im Licht der Sonne:
Soll ich ihn wirklich zu betreten wagen?
Ii.
1. Es scheint ein langes, ewges Ach zu wohnen
In diesen Lüsten, die sich leise regen,
Ans jenen Hallen weht es mir entgegen,
Wo Scherz und Jubel sonst gepflegt zu thronen.
2. Venedig fiel, wiewohl's getrotzt Äonen,
Das Rad des Glücks kann nichts znrückbewegen:
Öd ist der Hafen, wcn'ge Schiffe legen
Sich an die schöne Riva der Sklavonen.
3. Wie hast du sonst, Venetia, geprahlct
Als stolzes Weib mit goldenen Gewändern,
So wie dich Paolo Veronese malet!
4. Nun steht ein Dichter an den Prachtgeländern
Der Riesentreppe staunend und bezahlet
Den Tränenzoll, der nichts vermag zu ändern!
30. Heinrich Heine.
Geb. 1797 in Düsseldorf, gest. 1856 in Paris. („Buch der Lieder" 1827 u. a.)
1. Das Zauberland.
1. Ans alten Märchen winkt es 2. Wo große Blumen schmachten
Hervor mit.weißer Hand, Im goldnen Abendlicht
Da singt es und da klingt es Und zärtlich sich betrachten
Von einem Zauberland. Mit bräutlichem Gesicht; —
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Palladios Venedigs Paolo_Veronese Heinrich_Heine Heinrich
50
Der Ebro entspringt im cantabrischen Gebirge, und
ergießt sich nach einem südwestlichen Lauf in das
mittelländische Meer.
Produkte. — Der Bergbau, welcher früher
höchst bedeutend war, und Gold und Silber lieferte,
ist seit der Entdeckung Amerika's in Verfall gerathen.
Außer diesen edlen Metallen enthalten die Berge
Quecksilber, Kupfer, Blei, Eisen und Steinkohlen.
Salz wird aus dem Meerwasser gewonnen.
Das Pflanzenreich erzeugt Getreide, Südfrüchte,
vortreffliche Weine (Malaga) und Korkeichen. Die
Merinos-Schafe und die audalusifchen Pferde sind
berühmt.
Die Halbinsel zerfällt in zwei Königreiche: Spanien
und Portugal.
a) Spanien.
507,000 Quadrat-Kilom. 16,830,000 Einw.
Spanien wird in 14 Provinzen eingetheilt:
Städte. — Madrid (332,000 E.), m einer dürren
Ebene von Neu-Castilien, Hauptstadt des Landes. —
Toledo (19,000 E.), die alte Hauptstadt Spaniens,
hat berühmte Klingenfabriken. — Valladolid (40,000
E.), mit dem Grabmale des Kolombns. — Zaragoza
(Saragossa) (50,000 E>), am Ebro. — Barcelona
(180,000 E.), Hafen am mittelländischen Meer. —
Valencia (87,000 E.), in einer reizenden Lage, hat
Seidenfabriken. — Alicante und Malaga, liefern
berühmte Weine. — Granada (62,000 E.), Ruinen
eines maurifchen Königspalastes. — Sevilla (82,000
E.), in einer fruchtbaren Gegend. — Cadiz (62,000 E.),
Seehafen am atlantischen Ocean.
Zu Spanien gehört die Inselgruppe der Balearen
im mittelländischen Meere. — Mallorca, mit der
Hauptstadt Palma, ist die größte derselben.
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TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Toledo
Extrahierte Ortsnamen: Malaga Spanien Portugal Spanien Madrid Spaniens Valladolid Zaragoza Saragossa Barcelona Valencia Alicante Malaga Granada Sevilla Cadiz Spanien
52
Gegenden dem Boden entsteigenden ungesunden Dünste,
welche die Luft verpesten und namentlich in der
Campagna di Roma bösartige Fieber erzeugen.
Gebirge. — Die Gebirge Italiens sind, wie
schon angedeutet, die Alpen im N. und die Apeuninen
welche das Land von N. nach S. durchziehen. Die
größte Breite und Höhe erreicht der Apennin ungefähr
in der Mitte seiuer Länge, wo er in mehreren Ketten
und Gruppen das Hochland der Abruzzen bildet, und
dort im Gran Sasfo d'jtalia zu 2995 M. emporragt.
Flüsse. — Zum adriatischen Meere fließen:
Die Etsch, welche in den Tyroler Alpen entspringt;
der Po, der bedeutendste Fluß Italiens, welcher seine
Quellen in den cottischen Alpen hat.
Seine größten Zuflüsse sind links:
Der Te s si n o durch den Lago Maggiore, die A d d a
durch den Comersee und der M i n c i o, Abfluß des
Gardasees.
Zum tyrrheuischen Meere:
Der Arno und der Tiber, welche beide von den
Apenninen kommen.
Produkte. — Das Mineralreich liefert vor-
züglich Marmor, Eisen und Schwefel; das Pflanzen-
reich, Getreide, Mais, Reis, Baumwolle, Korkeichen,
Lorbeerbäume und Südfrüchte aller Art. Auch die
Seidenzucht wird stark betrieben, besonders berühmt
ist die piemontesische Seide.
Italien, welches vormals in mehrere Staaten zerfiel,
bildet seit 1871 ein einziges Königreich, mit 69 Pro-
vinzen (Verwaltungs-Bezirken).
Städte. — Rom (244,000 E.), am Tiber, seit
1871 Hauptstadt von Italien, Residenz des Papstes.
Unter den zahlreichen Denkmälern und Prachtgebäuden
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Arno
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Gran_Sasfo Italiens Italien Rom Italien
51
b) Portugal.
92,750 Quadrat-Kilom. 4,000,000 Einw.
Portugal zerfällt in 6 Provinzen.
Städte. — Lissabon (280,000 E.), Hauptstadt,
am rechten Ufer des Tajo, 1755 durch ein Erdbeben
zerstört und herrlich wieder aufgebaut. — Oporto
oder Porto (90,000 E.), berühmte Weiue.
2. Das Königreich Italien.
296,000 Quadrat-Kilom. 27,000,000 Einw.
Grenzen. — Italien wird im N. durch die
Alpenkette von Frankreich, der Schweiz und Deutsch-
land getrennt, und im S. von dem tyrrhenischen,
ionischen und adriatischen Meere umflossen.
Bodenform und Klima. —Von den Meer-
alpen bis zur äußersten Spitze Calabriens wird
Italien von der Gebirgskette der Apenninen durch-
zogen. Sie bilden einen Mittlern Bergrücken, welcher
sich sanft nach beiden Seiten abdacht. Im S. der
steil abfallenden Alpen breitet sich die lombardische
Ebene mit östlicher Abdachung aus. Auf der Westseite
der Apenninen liegen die campagna di Roma und die
campanische Ebene, ans welcher sich isolirt der sener-
speiende Vesuv, 1150 M. hoch erhebt.
Auf der Ostseite ist die apulische Ebene die bedeu-
tendste.
Das Klima Italiens ist sehr verschieden: gemäßigt
im nördlichen Alpenlande, angenehm in der lombar-
dischen Ebene, äußerst mild und lieblich an den Küsten
von Genua, dürr und trocken in den Ebenen von Rom
und Apnlien, nordafrikanisch in Neapel.
Sehr nachtheilig ist der glühend heiße Südwind,
der Siroeeo, und noch schädlicher sind die in manchen
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